Das Dorf Draviskos zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Die Provinz Fyllida ist nicht nur die ärmste Region im Bezirk der Präfektur Serres, sondern auch eine der unterentwickeltsten Provinzen in ganz Griechenland. Zu den größten Problemen zählen die hohe Arbeitslosigkeit und das Fehlen von Arbeitsplätzen. Die wirkliche Arbeitslosenquote liegt vielfach höher als die amtliche Daten ausweisen, weil lokale Arbeitslose und Unterbeschäftigte in der offiziellen Statistik erst gar nicht erfasst werden.

Strukturen in Draviskos

Im Gegensatz zu anderen, inzwischen zum Teil verwaisten Orten stellt Draviskos auch heute ein "lebendiges" Dorf dar. Zwar wanderten insbesondere zahlreiche jüngere Leute notgedrungen in die städtischen Zentren oder in das Ausland ab, andere übernahmen jedoch die jeweiligen Betriebe der Eltern oder wagten einen neuen Start in die Selbständigkeit.
Die verhältnismäßig zufriedenstellende öffentliche und private Infrastruktur sowie die Verkehrslage begünstigen einen "Kaufkraft-Zufluss" auch aus umliegenden Dörfern.

Unter den nachteiligen Faktoren ist besonders anzuführen, dass die lokale Wirtschaft direkt mit den Entwicklungen auf dem (einzigen produktiven) Sektor der Landwirtschaft und dem kontinuierlich sinkenden Einkommen der Landwirte verknüpft ist.

Ein weiteres beunruhigendes Anzeichen stellt die progressiv fortschreitende "Überalterung" der Einwohnerstruktur dar, wobei nicht vergessen werden darf, dass zahlreiche Rentner mit Ruhegeldern von monatlich unter 200 Euro über die Runden kommen müssen.

Landwirtschaftliche Kulturen

Die Mehrzahl der beruflich aktiven Bewohner des Dorfes Draviskos betreibt entweder voll- oder nebenberuflich Landwirtschaft Aus finanziellen Erwägungen wendeten sich die meisten Bauern der Baumwoll-Monokultur zu, jedoch gilt dieses (hoch subventionierte) Produkt inzwischen als sehr problematisch. In geringerem Umfang werden auch Zuckerrüben, (Industrie-) Tomaten, Getreide und Klee angebaut, wogegen der Anbau von Mais und Tabak praktisch aufgegeben wurde. Die vormals weitläufigen Mandelhaine wurden inzwischen wegen allgemeiner Unrentabilität der Produktion abgeholzt oder aufgegeben. Auch die in der Mehrzahl neu angelegten Olivenhaine werfen aufgrund des lokalen Klimas bestenfalls geringen Gewinn ab und der Status der "kontrollierten subventionierten" Produktion läßt nicht Gutes erhoffen.

Ebenfalls "auf dem absteigenden Ast" befindet sich die Viehwirtschaft, die sich inzwischen auf wenige Schaf- / Ziegenherden, einige Kuhställe und die Aufzucht von Rindern beschränkt.

Geschäftszentrum des Dorfes Draviskos

Im Lauf der Jahre verlagerte sich das ehemals in der Siedlung der "Einheimischen" liegende geschäftliche und gesellschaftliche Zentrum ("agora") auf die andere Seite des Dorfs. Der Geschäftsverkehr konzentriert sich heute auf den Abschnitt der Hauptstraße von der Brücke im Dorfzentrum bis zum Ausgang in Richtung Mavrolofos. In diesem Bereich beherbergt jedes Gebäude im Erdgeschoss ein Geschäft oder einen Betrieb, wozu auch 4 größere Supermärkte gehören.

Unglaublich, aber wahr: im Zentrum von Draviskos herrscht absoluter Parkplatzmangel!

Freizeit und Vergnügung

Die zahlreichen Vergnügungsstätten ziehen auch zahlreiche Besucher aus den umliegenden Dörfern an. Tavernen, Grillstuben, Cafés, Snack-Bars usw.  richten sich mit einem bunten Angebot an die Liebhaber des jeweiligen Genres. Einzig nach den traditionellen Kaffeehäusern ("Kafenion") sucht man heute vergeblich: in Draviskos gibt es keine mehr
Als sehr negativ muss allerdings erwähnt werden, dass keinerlei Möglichkeit zu anspruchsvollerer, nicht kommerzialisierter Freizeitgestaltung besteht und auch keine diesbezüglich geeignete öffentliche Struktur existiert. Begriffe wie "Jugendheim", "Bücherei / Lesesaal", "gesellschaftlicher Treffpunkt" usw. zählen somit leider nicht zum lokalen Vokabular.


Altentagesstätte (KAPI) Draviskos

Einrichtungen und Strukturen in Draviskos

  • Altentagestätte (KAPI)
  • Apotheke
  • Fahrschule
  • Fußballplatz
  • Grundschule
  • Gymnasium (nur Unterstufe)
  • Kulturverein
  • Landarzt (Tagespraxis)
  • Landw. Genossenschaft
  • Nachhilfeschulen (privat)
  • Poststelle (private Agentur)
  • Staatl. Kindergarten
  • Zahnarzt (private Praxis)


Zuckerrübenernte


Baumwollkultur


Blick auf das Dorfzentrum und die Ansiedlung am Hang des St. Athanasios (ca. 1990)


Abendliche Gesellschaft in einer Taverne

Zukunftsaussichten

Der bemerkenswerte wirtschaftliche Aufschwung des Dorfes Draviskos während der 70er und 80er Jahre gehört unwiderruflich der Geschichte an. Inzwischen rächen sich die Sünden der Vergangenheit, welche sowohl Privatleuten als insbesondere auch den Politikern und der lokalen Verwaltung anzurechnen sind. Sollte überhaupt ein noch so bescheidener Aufschwung stattfinden, wird dieser auf völlig veränderten demographischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten beruhen.


Seit 2003 führt die neue Nationalstraße den Durchgangsverkehr vollständig an Draviskos und Mavrolofos vorbei. Auf dem Bild sind die Abzweigungen nach Mavrolofos / Draviskos (rechts) und Myrkinos (links) zu erkennen.