Bevölkerungsstruktur in Draviskos - Abstammung der Einwohner

In dem Dorf Draviskos, seit 1999 in den Gemeindeverband Nea Zihni eingemeindet, leben Einwohnern unterschiedlicher Herkunft und Abstammung. Die drei Hauptgruppen der Dorfbewohner werden im alltäglichen Sprachgebrauch als "Einheimische", "Kleinasiaten" und "Thrazier" bezeichnet. Außerdem gibt es noch einige Familien armenischer Abstammung sowie einzelne, aus persönlichen oder familiären Gründen aus anderen griechischen Gebieten hinzugezogene Personen.
Während der 90er Jahre trafen infolge der damaligen Außenpolitik Griechenlands etliche Familien angeblich griechischer Abstammung aus Teilstaaten der ehemaligen Sowjetunion in der Provinz Fyllida und speziell in Draviskos ein, zogen jedoch im Lauf der Jahre in ihrer Mehrzahl in andere Gebiete Griechenlands weiter. Im weiteren Verlauf trafen dann nach und nach zahlreiche Albaner in Draviskos ein, die sich inzwischen dauerhaft  niedergelassen haben.

Die Einheimischen

Zur Bevölkerungsgruppe der "Einheimischen" zählen die Nachfahren der vor 1920 in Draviskos und damals überwiegend auf dem Südhang der Erhöhung des "St. Athanasios" wohnenden Familien, zu deren jeweiliger weiterer Abstammung nur wenig bekannt ist. Zwar kursieren Theorien, wonach ein Teil der "Einheimischen" von möglicherweise unter Alexander dem Großen in diesen Raum gebrachten und seitdem auf dem Balkan umherziehenden Nomaden ägyptischer Herkunft abstammt, jedoch entbehren solche Hypothesen jeglicher fundierten Dokumentation.

Jedenfalls sind die "Einheimischen" für ihre gastfreundliche und freigiebige Mentalität bekannt, was auch heute noch nachvollziehbar ist.


Teil der Siedlung der "Einheimischen"


In der Siedlung der "Einheimischen"


Rückseite der Kirche "St. Athanasios" und Friedhof der Gemeinde der "Einheimischen"

Die Kleinasiaten

Im Jahr 1923 wurde eine Gruppe von ca. 200 Flüchtlingsfamilien aus "Parla" (Kleinasien) am Ort angesiedelt. Ungefähr 110 Familien gründeten das einige hundert Meter entfernt liegende Dorf Mavrolofos, während die übrigen ca. 90 Familien sich gegenüber der Erhöhung des "St. Athanasios" niederliessen. Eine kleinere Gruppe aus Kleinasien geflüchteter Nachzügler besiedelte 1925 den südwestlichen Hang der Erhöhung "St. Athanasios".
Die Flüchtlinge aus "Parla" stellten eine geschlossene gesellschaftliche Gruppe dar, in der fast Jeder mit Jedem in irgendeinem Grad verwandt war. Zumal zahlreiche Männer über erwähnenswerte handwerkliche Kenntnisse und Fähigkeiten in Bau und Holzbearbeitung verfügten, nahmen die Flüchtlinge beharrlich den Aufbau ihrer neuen Siedlung und elementarer Strukturen in Angriff. Die Frauen waren dagegen für ihre Geschicklichkeit in der Webtechnik und insbesondere dem Teppichknüpfen bekannt.

Die "Thrazier

1923 / 1924 wurden in Draviskos ungefähr 60 - 70 Flüchtlingsfamilien, in ihrer Mehrzahl recht wohlhabende Viehzüchter und Bauern, aus dem östlichen Thrazien angesiedelt,. Wie auch schon die "Kleinasiaten" wurden die "Thrazier" mehrfach aus umliegenden Gebieten vertrieben, hauptsächlich weil die für ihre Herden benötigten Weideflächen nicht mit lokalen Besitzverhältnissen und landwirtschaftlicher Nutzung in Einklang zu bringen waren. Schließlich ließen sich die "Thrazier" am westlichen Rand des Dorfes Draviskos nieder und betreiben in der Mehrzahl bis heute Viehzucht und Landwirtschaft.


Flüchtlingstreck (1920er Jahre)


Teil der "kleinasiatischen" Siedlung


Teil der Siedlung der "Thrazier"

Zuzug von Wirtschaftsflüchtlingen

Während der 90er Jahre fand ein beachtlicher Zuzug von Familien und Einzelpersonen angeblich griechischer Abstammung aus verschiedenen Teilstaaten der ehemaligen Sowjetunion statt. Angesichts der sich zunehmend vertiefenden wirtschaftlichen Rezession in der Region zogen diese Wirtschaftsflüchtlinge jedoch nach einigen Jahren in ihrer Mehrzahl weiter und ließen sich schließlich in anderen Gebieten Griechenlands dauerhaft nieder.

Parallel zu dieser Entwicklung begann auch der massenhafte Zustrom albanischer Einwanderer, die zunächst überwiegend illegal und gegen nur geringe Löhne in der Landwirtschaft beschäftigt wurden. Heute sind jedoch die meisten Albaner im Besitz von Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigungen und werden schon lange nicht mehr nur in Landwirtschaft und Viehzucht, sondern auch in zahlreichen privaten (Klein-) Betrieben jeder Art beschäftigt. Diese Entwicklung führte zu einem teilweise extrem niedrigen Lohnniveau und trug dazu bei, dass die einheimischen Arbeitskräfte fast vollständig aus dem lokalen Arbeitsmarkt heraus gedrängt wurden.